Diese Nintendo-Eastereggs sind nicht für Kinder!

Nintendo ist für Kinder… Oder nicht? Ihre Spiele haben in dieser Hinsicht einen gewissen Ruf. Und meistens trifft das auch zu. Nintendo legt großen Wert darauf, ihre Spiele für alle Altersgruppen gerecht zu machen und so veröffentlichen sie nur selten Spiele mit einer Altersfreigabe höher als USK 12.

Natürlich weiß jeder, dass ein Spiel wie Mario Kart keine brutalen Szenen benötigt, um auch Erwachsenen Spaß zu machen, doch trotzdem sind in so manchen Nintendo-Spielen kleine Eastereggs versteckt, die Kinder nicht unbedingt verstehen können. Manchmal werden diese Szenen außerhalb von Japan zensiert, doch es gibt auch einige Fälle, bei denen sich die deutschen Übersetzer einen Spaß erlaubt haben.

Yoshi In The Sky With Diamonds

Ein Paradebeispiel ist „Yoshi’s Island“ für das Super Nintendo. Ein Level aus der ersten Welt hat ein besonderes Gimmick: Durch das Level fliegen große Sporen, denen Yoshi ausweichen muss. Schafft Yoshi das nicht und berührt oder isst versehentlich (oder absichtlich) eine Spore, so taumelt Yoshi entgegen des Inputs vom Spieler hin und her. Auch der Boden scheint sich nun wellenartig zu bewegen, die Musik läuft unkoordiniert und der Bildschirm flackert in allen möglichen Farben. In der deutschen Version des Spiels trägt das Level den Namen „Lustiges Sporen Drama“. Sollte man sich die jeweils ersten Buchstaben dieser drei Wörter anschauen, erhält man den Namen einer gewissen Substanz…

Alles fit im Schritt?

Auch berüchtigt für die deutsche Übersetzung ist „The Legend of Zelda: Link’s Awakening“. Nach der originalen farblosen GameBoy-Variante erhielt das Spiel einen farbigen GameBoy Color Re-release mit zusätzlichem Bonus-Dungeon. Jahre später erschien ein komplettes Remake für Nintendo Switch. Für die meisten Leute gibt es also keinen Grund, die ursprüngliche schwarz-weiß-Version jemals wieder zu spielen. Denn in der Original-Version des vierten Zelda-Titels verstecken sich dubiose Dialoge: Früh im Spiel erhält man von einer Hexe ein magisches Pulver, welches sich auf verschiedene Dinge streuen lässt. Bestreut man einen Schleimgegner mit dem Zeug, so kann man mit ihm sprechen. In allen anderen Versionen des Spiels gibt er einem lediglich nur Tipps und Tricks, in besagter deutscher Original-Version jedoch gibt er folgende Dialoge von sich:

 „Gib mir Deinen Saft, ich geb‘ Dir meinen…“

„Irgendwelche Sorgen, Nöten oder Probleme?“

„!STOP THE WAR! GIVE PEACE A CHANCE!!“

„NIE OHNE KONDOM!“

Auch ein anderes Easteregg musste mit der Color-Version entfernt werden. Teil der für Zelda-Spiele üblichen Tauschquest ist in Link’s Awakening, einer Meerjungfrau ein gewisses Item zu bringen, das sie verloren hat. In der Color-Version sowie dem Switch-Remake hat sie ihre Halskette verloren. Taucht Link vor den Augen der Meerjungfrau unter, merkt diese an, dass sie an dieser Stelle schon gesucht habe. In der farblosen Variante hat sie jedoch etwas ganz anderes verloren: Ihr Bikini-Oberteil. Sollte man hier vor ihr auf Tauchkurs gehen, so belehrt sie einem, schließlich hat sie obenrum nichts an.

Kirby und die versteckte Frau

Auch bei Kirby werden die D’s großgeschrieben – und damit ist nicht König Dedede gemeint! Im GameBoy-Klassiker „Kirby’s Dreamland 2“ gibt es einen Level in Welt 5, in welchem sich ein besonders anzügliches Secret versteckt. Auf den ersten Blick sollte einem beim Spielen des Levels nichts Besonderes auffallen. Auch die Stelle, an der Kirby in die Tiefe und dabei an diversen Gegnern und schwebenden Blöcken vorbei fällt, ist nicht unüblich. Wirklich sichtbar ist das Easteregg auch gar nicht, denn der Bildschirm des GameBoy ist recht klein und deshalb kann man immer nur einen kleinen Abschnitt eines Levels betrachten. Reiht man jedoch diesen Freefall-Abschnitt mit dem inneren Auge aneinander, so wird es klar. Die Blöcke sind nämlich zweifelsohne in Form einer nackten Frau arrangiert.

Das Geheimnis von Prinzessin Peach

Doch nun ist es an der Zeit, den Frauen in unseren Spielen auch ihre Privatsphäre zu gönnen. Das lehrt uns jedenfalls das allseits beliebte SNES-Spiel „Super Mario RPG: Legend of the Seven Stars“. In diesem Spiel verbündet sich Mario nicht nur mit seinen neuen Freunden Mallow und Geno, sondern auch mit Bowser und Prinzessin Peach Toadstool, um den bösen Schmied Smithy und sein gigantisches Schwert namens Exor aus Bowsers Festung zu vertreiben. Nach und nach schließen sich neue Teammitglieder dem Klempner an, während er in seinem ersten Rollenspiel das Pilzkönigreich erkundet. Natürlich haben sich die Entwickler bei Square Enix nicht die Chance entgehen lassen, auch das Schloss von Prinzessin Toadstool erkundbar zu machen. Findet man hier das Zimmer von Peach, trifft man ihre Großmutter. Schaut man sich eine Stelle rechts neben dem königlichen Kamin etwas zu genau an, findet man ein kurioses Item namens „Toadstool’s ???“. Bevor man den Gegenstand im Menü jedoch genauer betrachten kann, bittet Peachs Oma darum, den Gegenstand doch bitte zurückzulegen. Sie schenkt Mario dafür sogar einen Pilz. Sollte man dieses Secret verpassen und hierher zurückkehren, nachdem Peach sich einem angeschlossen hat, übernimmt sie stattdessen das Wort. Untersucht man die Stelle neben dem Kamin erhält Mario von der Prinzessin eine kleine Standpauke darüber, nicht in den privaten Sachen anderer Leute herumzuwühlen.

Du weißt schon!

Auch in Marios folgenden Rollenspiel-Abenteuern gelangt der Klempner an mysteriöse Gegenstände. Typisch für die Spiele der „Paper Mario“-Reihe ist eine Reihe an Tauschquests. Im ersten Teil für N64 nimmt Mario eine solche Quest eines alten Mannes an, welcher ihn bittet ein Videoband abzuholen, welches er einem Freund in einer anderen Stadt geliehen hat. Was sich auf dem Band befindet oder wie es heißt, darf Mario nicht wissen. Den alten Männern gefällt der Inhalt jedoch sehr. Auch in dem dritten Teil, „Super Paper Mario“ für Wii, wird Mario von einem alten Mann um solch einen Gefallen gebeten. Diesmal handelt es sich zwar um eine DVD statt um ein Videoband, doch sowohl Inhalt als auch Name bleiben weiterhin geheim. Mario soll den Freund des Mannes einfach nach dem „Du-weißt-schon“ fragen. Diesen Namen trägt das Item auch während Mario es in seinem Inventar hält. Und wie diesem Namen zu entnehmen ist, weißt du schon, was sich wohl darauf befindet.

Kein Einlass für Minderjährige

Ein weiterer Retro-Klassiker, auf den Europäer lange warten mussten ist „EarthBound Beginnings“ für NES. In diesem Rollenspiel macht sich ein kleiner Junge namens Ninten auf eine große Reise durch Amerika und begegnet dabei vielen skurrilen Leuten. Eine Dame in der Stadt Merrysville erzählt ihm, ohne um den heißen Brei zu reden, dass sie kein Fan vom neuen Striplokal ist, der in naher Zukunft in der Stadt errichtet werden soll. Später im Spiel betreten Ninten und seine Freunde einen Club in der Stadt Ellay, wo eine Frau den Kindern einen Drink anbietet. Doch da in der Bande noch alle minderjährig sind, kontaktiert sie stattdessen kurzerhand die Polizei und Ninten wird mit seinen Freunden zur Polizeistation gebracht. Da sie halt aber noch immer Kinder sind, kommen sie mit einer Ermahnung und der Konfiszierung der ausgerüsteten Waffen davon.

Die Sorgen einer Mutter

Auch im Nachfolger „EarthBound“ für Super Nintendo erfährt Hauptcharakter Ness so manch eine Sache. Nachdem er den letzten Endgegner besiegt hat, erwartet ihn seine Mutter zu Hause. Bevor er aber sein Abenteuer beendet, ist es ihm möglich die gesamte Welt neu zu erkunden. Das lohnt sich auch, denn fast jeder NPC hat neue Dialoge bekommen. In der Stadt Twoson findet man in einem Haus eine Frau, welche sich als Mutter der Sängerin Venus entpuppt, welche Ness und seine Freunde im Verlauf des Spiels antreffen. Sollte man nach dem Endbosskampf nochmal mit dieser Dame sprechen, erzählt sie davon, dass ihre berühmte Tochter für ein Fotoshooting gemodelt hat. Nebenbei merkt sie an, dass sie hofft, Venus habe dabei diesmal ihre Klamotten angelassen.

Den Teufel beim Namen nennen

Mittlerweile sollte klar sein, dass die „EarthBound“ bzw. „Mother“-Reihe sich vor solchen Eastereggs nicht scheut. Auch im bisher Japan-exklusiven „Mother 3“ wird man fündig. Besucht man hier ab Kapitel 4 das Seniorenheim, kann man den Charakter Mike besuchen. Dieser beschwert sich, dass er sich einsam fühlt, aber schöne Frauen wie Nan und Linda ihm im Heim Gesellschaft leisten. Kaum hat er das gesagt, stürmt besagte Linda herein und merkt an, dass man dies heutzutage als sexuelle Belästigung bezeichnet. Dieses Easteregg ist zugegebenermaßen eher ernst als lustig und nur eines von vielen politischen und düsteren Themen, die in diesem Spiel angesprochen werden.

Das war erst der Anfang

Dies war nur eine kleine Exkursion in die Geschichte von Erwachsenenhumor in Nintendo-Spielen, die zeigen, dass Nintendo vielleicht doch nicht nur für Kinder ist. Da ich mich hier lediglich auf Eastereggs beschränke, fallen solche Witze als Teil der Hauptstory weg, sowie ähnliche Witze in Spielen, die ohnehin explizit an Erwachsene gerichtet sind. Auch nicht erwähnt habe ich Birdos Quest aus Captain Rainbow, da ich darüber als Teil meines Artikels über Birdo bereits ausführlich berichtet habe.

Wenn ihr nun Lust bekommen habt, die genannten Spiele zu spielen und diese Eastereggs mit eigenen Augen zu sehen, dann habe ich hier mein Ziel erreicht.

 

Niklas, der Nintendo-Nerd