Nintendos VR-Brille aus den 90ern

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Virtual Reality ist einer der größten Gaming-Trends der letzten Jahre. Immer mehr Entwickler wollen ihre Spiele in der virtuellen Realität lebendig erscheinen lassen. Doch eine sehr beliebte Videospielfirma scheint nicht allzu viel über VR nachzudenken – und zwar Nintendo. Zwar gibt es eine offizielle Pappvorlage mitsamt Anleitung für eine mit der Switch kompatiblen VR-Brille im Rahmen von Nintendo Labo, aber außer dem Fakt dass man damit Breath of the Wild in 3D spielen kann, ist das Ding nur für diverse Minispiele und Nebenmodi in nur wenigen Spielen zu gebrauchen. Ist das wirklich alles, was Nintendo in Sachen VR zu bieten hat? Nicht ganz.

URSPRUNG DES VR-HYPES

Glaubt es oder nicht, aber Nintendo hat sich schon Jahrzehnte vor dem großen Hype für Virtual Reality interessiert. In Zusammenarbeit mit der Firma Reflection Technology plante Nintendo schon in den frühen 90ern einen Nachfolger zum beliebten GameBoy mit neuartiger 3D-Technologie auf den Markt zu bringen. 1995 war es dann endlich soweit: Der sogenannte Virtual Boy kam auf den Markt!

Der Virtual Boy sieht unseren heutigen VR-Brillen nicht ganz unähnlich. Einige deutliche Unterschiede gibt es allerdings schon. Der größte ist, dass das System nicht am Kopf befestigt, sondern mit einem speziellen Ständer aufgestellt wird. Da wird schon das erste Problem des Virtual Boys deutlich: Mit dem System zu spielen kann sehr schnell sehr unbequem werden. Schließlich muss man die ganze Zeit gebückt an einem Tisch sitzen und kann den Kopf keinen Zentimeter bewegen.

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Die VR-Technik

Der Controller ist nicht allzu erwähnenswert. A, B, Start, Select, Zwei Schultertasten und zwei Steuerkreuze waren vertreten. Die Spiele kamen auf Modulen, die den bekannten GameBoy-Modulen sehr ähnlich sahen. Zum GameBoy abwärtskompatibel war der Virtual Boy jedoch nicht. Multiplayer wäre auf dem Virtual Boy rein theoretisch per Link-Kabel möglich gewesen, aber (Spoiler Alarm!) die Konsole wurde vom Markt genommen bevor überhaupt ein Spiel erschien, das dieses Feature unterstützte.

Die VR-Technologie war damals noch in den Kleinkinderschuhen und war entsprechend äußerst teuer. Um Geld zu sparen bot der Virtual Boy statt einer vollen Farbpalette nur ganze zwei Farben: Schwarz und Rot. Dies gekoppelt mit zwar funktionaler, aber doch noch unausgereifter 3D-Technologie, die dem Spieler wortwörtlich ins Gesicht gedrückt wird, führte bei vielen Spielern schon nach wenigen Minuten zu starken Kopfschmerzen. Dies schreckte natürlich auch viele potenzielle Kunden, vor allem Eltern kleiner Kinder, vom Kauf ab.

DIE SPIELE DES VIRTUAL BOYS

Bisher haben wir nur von der Konsole selbst gesprochen, aber noch nicht über das, was eine Konsole wirklich ausmacht: Die Spiele! Für den Virtual Boy erschienen sage und schreibe 22 Spiele. Davon erschienen 19 in Japan und 14 in Nord Amerika. Nach Europa schaffte es der Virtual Boy offiziell leider nie. Wirklich nennenswert sind die meisten Spiele allerdings ohnehin nicht, da viele Launch Titel nur dazu dienten, die Leistungen des Virtual Boys zu präsentieren. Es gibt dennoch den ein oder anderen nennenswerten Titel.

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Neben einer regulären Version von Tetris namens V-Tetris erschien 3D Tetris, in welchem die Blöcke in einem dreidimensionalen Raum hinunterfallen und der Spieler nun statt einfachen Reihen ganze Flächen lückenfrei füllen muss. Nester’s Funky Bowling ist ein weiterer interessanter Titel. Vom Gameplay ist es nur ein durchschnittliches Bowling Spiel, allerdings ist es insofern besonders, da es Nester, das Maskottchen des Nintendo Power Magazins als Hauptcharakter beinhaltet. Außerdem erschien der erste Teil der Mario Tennis Reihe für den Virtual Boy. Das mit Abstand beste Spiel ist jedoch Virtual Boy Wario Land, ein wirklich sehr interessanter und vielversprechender Platformer.

MEIN FAZIT ZUM VIRTUAL BOY

Der enorme Misserfolg des Virtual Boys wird wahrscheinlich ein Teilgrund von Nintendos Scheu gegenüber VR sein, aber dennoch haben sie Jahre später mit dem 3DS und der Labo VR Brille wieder einen Schritt in die dritte Dimension gewagt. Jedoch wurden die Spiele des Virtual Boys nie offiziell auf ein modernes System gebracht, was vor allem bei Virtual Boy Wario Land ziemlich schade ist. Dennoch ist der Virtual Boy ein sehr interessanter Teil in der Geschichte Nintendos und der Virtual Reality Szene und sollte nicht vergessen werden.

Niklas, der Nintendo Nerd